Geschichte - Chronik

Die TTC Thalwil Historie wurde verfasst vom Ehrenmitglied Knut Bobzien

 

In einem kleinen Garten an der Thalwiler Seestrasse beim gebürtigen Ungarn Imre Acs hatte vor mehr als 40 Jahren alles begonnen. Da stand eine wetterfeste grüne Platte, und dort trafen sich regelmässig ein paar junge, stramme Männer aus der Nachbarschaft – Tischtennis-Begeisterte! 

Und in diesem Garten schlug der TTC Thalwil erste kleine Wurzeln. Sobald es die Witterung erlaubte oder des Tages Arbeit verrichtet war, trommelte Acs seine Freunde zusammen, bewirtete diese mit einem oder auch zwei hochprozentigen Apéritifs – und bis zur Dunkelheit wurden dann die kleinen Zelluloid-Bälle übers Netz geschmettert oder geschnitten. Dabei wurden aus Nachbarn gute Freunde. 

Zwei Jahre später wurde dann der häufig diskutierte Plan, einen Klub zu gründen, endlich in die Tat umgesetzt. Robert Schoekle, Besitzer des berühmten Thalwiler Pianohauses, ergriff die Initiative. Am 14. Juli 1970 trafen sich zwei Weiblein und neun Männlein im <Thalwiler Hof> zur Gründungsversammlung. Und als die Polizeistunde längst eingeläutet war (damals um 23.30 Uhr...) und mehrere Bussen-Androhungen heil überstanden waren, hatte der Tischtennisclub Thalwil das Licht der Welt erblickt.  

Der Mitgliederbeitrag betrug 48 Franken pro Jahr. Gründungsmitglieder waren: Robert Schoekle, Heinrich Keller, Vera Acs, Imre Acs, Manfred Donath, Erika Rubin, Dieter Rubin, Jean-Marie Egli, Italo di Carlo, Othmar Schreiber und Knut Bobzien. Diese elf hatten sich in den Statuten für die Förderung des Tischtennissports sowie der Kameradschaft im Verein verpflichtet. 

Schoekles gute Beziehungen zu den Thalwiler Amtsstellen verhalfen dem TTCT auch bald zu den nötigen Räumlichkeiten. Die Turnhalle <Feld> wurde zu unserer Heimstätte. Gespielt wurde jeweils mittwochs von 19.30 bis 22 Uhr in der untere Halle. Und das zunächst auf zwei Occasions-Platten, welche für je 50 Franken vom Zürcher Verlagshaus Jean Frey erworben werden konnten.  

Da sich unter den elf Anwesenden keine Kapitalisten befanden und neues Mobiliar  schnellstens angeschafft werden musste, entschlossen sich die Gründer, dem Klub je 100 oder 200 Franken für die Anschaffung neuer Tische, Netze und Bälle als Darlehen zur Verfügung zu stellen. 

Mit zwei Mannschaften wagte man sich denn auch bald in der 4. Liga des Ostschweizer Tischtennisverbandes an die Öffentlichkeit. Den ersten Sieg der Klubgeschichte – das sei hier besonders festgehalten - landete Thalwil 1 (Schoekle, Acs, Di Carlo) mit 6:2 Punkten über die Gäste von Baar 4! 

 

 

Seinen ersten Geburtstag feierte der TTCT im Restaurant <Rose> in Rüschlikon. Präsident Schoekle begrüsste dabei 18 der insgesamt bereits 23 Mitglieder. Es war ein schwieriges Jahr! Die Beleuchtung der Turnhalle <Feld> war katastrophal. Die Schulbehörde sorgte dankenswerterweise für Abhilfe. Und weil in der Halle ebenfalls ein neuer Boden installiert wurde, fanden die Trainingsabende und Meisterschaftsspiele wochenlang im grossen Saal des Gemeindehauses statt. 

Manch ein Bürger der Seegemeinde (damals 14 000) wunderte sich, dass da abendlich grüne Platten vom <Feld> ins Gemeindehaus geschleppt wurden. Dennoch gelang der 1. Mannschaft die Promotion in die 3. Liga. Ein schöner erster Erfolg! 

So langsam fasste der Klub Fuss. Nach zwei Jahren wurden blaue Trikots angeschafft mit dem Thalwiler Wappen. Die Mitgliederzahl war auf 28 angewachsen, der von Kassier Othmar Schreiber eingezogene Beitrag betrug weiterhin 48 Franken, an den Mittwochnachmittagen gab es erste Lektionen für den Schulsport. 

1974 feierte der TTCT seinen ersten (und bisher einzigen) Schweizer Meister. Der 15jährige Gymnasiast Andreas Eckert hatte sich in den Finals der Schülermeisterschaften in Neuenburg nach regionalen und kantonalen Ausscheidungen gegen 8000 Konkurrenten durchgesetzt. 

Die Mitglieder des TTCT trafen sich zu jenen Zeiten aber nicht nur bei ihrem Hobby in der Halle, sie gingen auch gemeinsam auf Reisen. Rom, Budapest und Amsterdam waren die von Othmar Schreiber ausgewählten und gut organisierten Destinationen. Gespielt wurde dabei allerdings nur einmal in Amsterdam. Und das nach einem feuchtfröhlichen Abend in einem Salon in der Nähe des Rotlichtviertels. Nachts um zwei Uhr verlor die 1. Mannschaft dabei ein Doppel gegen die noch etwas reaktionsfähigere zweite Mannschaft... 

Vom Bau der neuen Sonnenberg-Sporthalle profitierte dann auch der TTCT. Neben dem Mittwoch konnte nun auch am Freitagabend trainiert oder gespielt werden. Fünf  neue Tische à 545 Franken wurden angeschafft. Einen stiftete Präsident Schökle (dessen Tochter Astrid Bronze bei der Schweizer Schülermeisterschaft eroberte!) zur Freude des neuen Kassiers Ueli Suter und der übrigen 33 Mitglieder. 

1984 feierte die 1. Mannschaft ihren grössten Triumph – den Aufstieg in die 1. Liga. Willi Matter, Jürgen Schulze, Ruedi Stüssi und Matthias Gisler hatten diese Sensation zustande gebracht. Ein Jahr später folgte jedoch leider wieder die Relegation. 

Nach 18 Jahren hervorragendem präsidialem Wirken trat Robert Schoekle zurück. Sein Nachfolger war Helmut Koch, ein engagierter Kölner, Manager bei der Spaghetti Factory. 

Einer der Höhepunkte in der knapp 20jährigen Klubgeschichte folgte am 31. Mai 1989. Fast 1000 Zuschauer füllten die Sonnenbergsporthalle – acht Weltklassespieler demonstrierten an den grünen Platten Tischtennis in Perfektion. 

Helmut Koch war es zu verdanken, dass die auf Europatour befindlichen Asse auch in Thalwil aufkreuzten. Weltmeister Guo aus China gewann das Turnier und lobte beim Bankett Gastgeber und Organisatoren: <Wir haben schon auf der ganzen Welt gespielt. Was wir jedoch hier erlebten, war phantastisch. Wenn ihr wollt, kommen wir gerne wieder. 

Diese spontane Bereitschaft war nicht nur für Helmut Koch und seine Kollegen Ansporn zu einer Neuauflage – in der ganzen Schweiz fand dieses Turnier ein grosses Echo. Der kleine, bis dahin ziemlich unbekannte Tischtennisclub Thalwil sorgte landesweit für Schlagzeilen – sogar in der <NZZ>. 

Ein Jahr später gab es in Thalwil tatsächlich ein Wiedersehen mit den weltbesten <Zelluloidbombern>. Am 4. Mai 1990 wurden deshalb für diesen Grossanlass Teile des Thalwiler Strassennetzes zu Parkplätzen umfunktioniert. Zur Show gehörten auch eine Cadillac-Oldtimer-Ausstellung sowie eine von bildhübschen Damen vorgeführte adidas-Textilkollektion. 

Natürlich war der Start dieser hochkarätigen Profitruppe mit einem finanziellen Risiko verbunden. Doch die guten Beziehungen Helmut Kochs sowie die ehrenamtliche Arbeit vieler Mitglieder hatten es ermöglicht, dass Thalwil erneut für einige Stunden zum Mekka des internationalen Tischtennissports wurde. Und dabei schliesslich noch ein Reingewinn von 4200 Franken heraussprang! 

Sechs Wochen später feierte der TTCT seinen 20. Geburtstag. Acht der elf Gründungsmitglieder waren noch dabei, als Robert Schoekle zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde und Kassier Ueli Suter nach 14 Jahren mit einem silbernen Teller verabschiedet wurde. 

Verdienter Beifall für Helmut Koch, nachdem er bei der 23. GV im Restaurant <Sunneberg> seinen Rücktritt mitgeteilt hatte und wie zuvor schon Robert Schökle zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. 

Das grosse Schweigen in der Runde herrschte dann bei der Frage des Kochschen Nachfolgers. Mit einem eindrucksvollen Appell half schliesslich der routinierte Erich Pohalek das schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Zum Glück - sonst wäre der bald 25jährige Klub damals wohl gestorben. Nach langen Diskussionen stellte sich Dr. Bernd Schimmelpfennig als Präsident und damit als Retter des Vereins zur Verfügung. <Mit dem Velo bin ich von Kilchberg nach Thalwil zur GV pedalt, als Präsident radle ich nun zurück.> 

Augenarzt Bernd hatte kein leichtes Amt. Der Verein war in der Krise. Austritte und mangelndes Interesse hemmten das Klubleben! Abklärungen mit einer Fusion des TTC Oberrieden fruchteten nicht. Daniel Stoudmann erwies sich schliesslich als rettender und helfender Engel. Metzgermeister Dani stellte sich zur Verfügung, neben Kassier Armin Staub und dem Trio Reto Kellermann, Marc Hartmann und Willi Matter – noch heute 15 Jahre später die guten Seelen des Vereins! 

Nach der Stagnation der letzten Jahre herrscht nun wieder Optimismus im TTCT. Präsident Stoudmann, der Bernd Schimmelpfenning abgelöst hatte, verstand es, neuen Wind in den Klub zu bringen. Auch die Geselligkeit wurde nun wieder grossgeschrieben. Der vor gar nicht langer Zeit noch serbelnde Klub hatte wieder eine gute Basis. Klubmeisterschaft und Chlausturnier waren einmal mehr ein Hit. 

Kassier Armin Staub meldete ein Vereinsvermögen von 3210.25 Franken. Bei dieser GV am 6. Juni 1997 gedachten wir aber auch unserer beiden treuen Freunde Imre Acs und Hugo Sigg, die in den letzten Monaten von uns gegangen sind. 

Bei der 30. Generalversammlung äusserte Präsident Stoudmann seine Freude über die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit seinen Freunden. Ganz besonders lobte er unseren Spielleiter Marc Hartmann: <Ein stets aufgestellter Superkerl. Sein Tatendrang zu immer neuen Aktivitäten wirkt sich positiv auf den ganzen Klub aus!> Und das trifft ja auch heute noch zu! 

Mit einem Spaghetti-Plausch im Kilchberger Hallenbad wurde dann das 30jährige Klubjubiläum gefeiert. Und ein Jahr später der Aufstieg der 1. Mannschaft mit Marc, Reto, Vale, Milo und Willi in die 2. Liga. Aber auch abseits der grünen Platten fand ein reges Klubleben statt. Ski-Weekends, Kegel- und Jass-Abende, Thalwiler Chilbi-Stand usw.... Dank unermüdlichem Einsatz des Vorstands wurden viele Aktivitäten erfolgreich über die Bühne gebracht. 

Besonders gelobt wurde Willi Matter, der seine Schiedsrichterprüfung erfolgreich bestanden hat, Milo Kucera, der hervorragende Arbeit im Nachwuchsbereich machte, Vale Infanger als Berichterstatter und cleverer Einkäufer sowie Materialverwalter Reto Kellermann und die Finanzchefs Pascal Ott und Massimo Riccello. 

Die Kasse war auch zu jener Zeit gut gefüllt, die Beiträge blieben unverändert – nur kündigte Präsident Stoudmann in der Pfister-Scheune schon mal leise seinen Rücktritt für die kommende 35. GV an. Dies, obwohl <Papa Presidente> eigentlich noch immer viel Spass an seinem Job hat. 

Bei der 36. GV sass dann tatsächlich schon ein neuer Mann auf dem Thron. Marc Hartmann. Der beliebte Wädenswiler Magister durfte von Stoudmann einen gesunden Klub übernehmen, der zudem auch auf dem Transfermarkt mit dem Engagement von zwei Stars erfolgreich war (Adnan Chisti, Kanada), (Thomas Hempel, Deutschland). Ehrenpräsident Helmut Koch trat als Aktiver zurück (spielte künftig bei Höngg), Massimo Riccello (Star der Papiersammler!) löste Pascal Ott als Kassier ab. Alle übrigen Vorstandsmitglieder blieben auch in der neuen Saison 2007/08 im Amt. In einer Saison, in der grosse Veränderungen bevorstanden und die Mannschaften von vier auf drei Spieler reduziert werden mussten. 

Aus diesem Grunde schickte der TTCT eine 5. Mannschaft in die Ostschweizer Meisterschaft. Mit 30 lizenzierten Spielern (der Mitgliederbeitrag wurde auf 200 Fr. erhöht) gehörte Thalwil inzwischen zu den Grossklubs im Kanton Zürich. 

Nach dem grossen Umbruch im Verband verlief die Saison 2007/08 mit vier Relegationen recht negativ für den TTCT. Zudem monierte der Präsident, dass der Klubgeist in jüngster Zeit an Intensität verloren habe. Dem Klubleben muss wieder mehr Sorge getragen werden, neue Mitglieder sollten besser integriert werden. Gelohnt hat sich immerhin das Engagement der Jugendtrainerin Anna Frey. Mittlerweile hatten acht Jugendliche die Lizenz gelöst, um in der Meisterschaft mitzuspielen. 

Auch zu jener Zeit stand der Klub finanziell auf gesunden Beinen. Neues Material wurde angeschafft. Die 1. Mannschaft spielte auf hohem Niveau – und dennoch war der Präsident nicht ganz happy, weil der Klub – analog zur Finanzwelt – langsam in eine kleinere Krise zu schlittern drohte. Obwohl sich die Organisatoren alle Mühe geben, wurden zahlreiche Aktivitäten nur spärlich besucht. Zumindest einmal pro Woche sollte man doch Zeit haben, am Klubleben teilzunehmen. Ohne eine solche Bindung bricht unser Klub eines Tages auseinander...  

Ja, liebe Freunde, ich frage mich nun nach dem Stöbern in den zahlreichen dicken Klubordnern, in denen liebevoll Korrespondenzen, Rechnungen und Protokolle abgelegt worden sind - wo sind diese letzten vier Jahrzehnte eigentlich geblieben? 

Im Laufe der Jahre kamen viele Spieler in unseren Verein und viele gingen auch wieder. Es dürften mehr als hundert gewesen sein, die beim TTCT das Racket schwangen. Aber jenen, die mit grossem Elan und Engagement jahrelang den Klub mit grossem Herzen dirigierten, ihn am Leben erhielten, gebührt unser Dank. Und dieser Dank gehört jetzt euch, liebe Freunde vom Vorstand. Danke für eure tolle Arbeit für unseren Tischtennisclub Thalwil. Auf weitere schöne und erfolgreiche Jahre - bis zum nächsten Jubiläum!